Wein: Veranstaltungs-Nachbericht

erstellt: 05. Juni 2005

Der Weltmeister im Olympiastadion

Markus del Monego moderiert bei der Weinwelt eine Weinprobe für 3.444 Teilnehmer

München – Vier Tage lang pilgerten Weinfreunde und –interessiete ins Olympiastadion zur größten Weinmesse Münchens. Begleitet von zahlreichen Höhepunkten und einem interessanten Rahmenprogramm schenkten Winzer, Händler und Verbände rund 1.500 verschiedene Rebensäfte zur Verkostung aus.

Lustwandeln auf geschichtsträchtigem Rasen
Ulrike Meyfarth hat hier 1972 Gold im Hochsprung gewonnen, Deutschland wurde an dieser Stelle 1974 Fußball-Weltmeister und der FC Bayern gewann auf dem Rasen des Olympiastadions reihenweise Spiele und Titel. Von Donnerstag bis Sonntag konnten die Besucher der Weinwelt zwischen eleganten Pagodenzelten der Aussteller genau auf diesem Grün ihre Bahnen ziehen. Vielfältige Sitzgelegenheiten sowie drei Restaurantzelte waren willkommene Stationen, sich zwischen den Verkostungen auszuruhen oder ein frisch gefülltes Glas in aller Ruhe zu genießen.
Mit gut 20.000 Weinreben, die auf der Gegentribüne in Reih und Glied standen, wurde im Stadionoval ein stimmungsvoller Gegenpart zum technisch anmutenden Zeltdach geschaffen. Schade nur, dass die speziell gezogenen Pflanzen vor den grünen Schalensitzen nicht in voller Gänze zur Geltung kamen.

München kommt ins Guinness-Buch der Rekorde
Für den Freitag Abend hatten sich die Veranstalter der Weinwelt etwas ganz besonderes einfallen lassen: es sollte die weltweit größte, moderierte Weinprobe geben und damit zugleich der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gesichert werden. Am Ende waren es 3.444 Teilnehmer, die an diesem lauen Frühsommerabend den Beschreibungen der Experten lauschten und sich dabei 12 verschiedene Weine über die Zunge gleiten ließen. Damit war die Rekordgrenze um Längen überschritten und die Verkostung wird ihren verdienten Eintrag in das Buch der Kuriositäten finden.
Markus del Monego – Deutschlands einziger Sommelierweltmeister und der Einzige überhaupt, der zum Weltmeistertitel auch noch die hohe Hürde des „Master of Wine“ genommen hat – führte gewohnt versiert und unterhaltsam durch den Abend. Dabei war diese Weinverkostung nicht nur für Experten angelegt, sondern stand eindeutig unter dem Motto Genuss. Wo im professionellen Rahmen die guten Tropfen wieder ausgespuckt werden, um einen klaren Kopf zu behalten, wurde hier großzügig eingeschenkt und mit Hingabe getrunken. Insgesamt gut 8.000 Flaschen vorzüglichen Weines wurden an diesem Abend entkorkt und von 250 Helferinnen und Helfern auf den Stadionrängen serviert.

Rahmenprogramm von Experten
Erfreulich bei der Weinwelt war das angebotene Rahmenprogramm, das sich vornehmlich an Weinneulinge und Weintrinker ohne tieferes Spezialwissen richtete. Ob „Weinfehler erkennen“, „Keine Angst vor Wein – Bringer und Blender im Härtetest“ oder „Wein probieren wie ein Profi“ – Experten gaben anschauliche und hilfreiche Tipps. Natürlich konnte man von den Professoren der Forschungsanstalt Geisenheim und dem Bund Deutscher Oenologen auch tiefer gehendes Wissen rund um Wein erwerben. Überwiegend zu erfreulich günstigen fünf Euro zusätzlich zum Eintrittspreis zur Messe oder sogar ganz ohne weitere Zuzahlung. Den zahlreichen Kooperationspartnern der Weinwelt sei Dank. Schade nur, dass gerade dieses Rahmenprogramm nicht so viel Zuspruch bekam, wie es verdient hätte. Vielleicht muss hier doch noch mehr die Angst genommen werden, dass man als völliger Laie hier fehl am Platz ist. Das Gegenteil ist der Fall!

Wein schlägt Bier
Was in Bayern kaum vorstellbar erscheint, ist deutschlandweit längst Realität: es wird pro Kopf mehr Wein konsumiert als Bier! Mit insgesamt rund 20 Millionen Hektoliter pro Jahr liegt die Bundesrepublik auf Platz drei hinter Frankreich und Italien. Tendenz weiter steigend.
Rund sechs Milliarden Euro lassen wir uns den Genuss von Rot-, Weiß- und Roséweinen per anno kosten. Mengenmäßig führen dabei die Rotweine mit ca. 55 Prozent vor den weißen (ca. 37%) und den farblich in der Mitte liegenden Roséweinen (ca. 8%).
Kein Wunder also, dass sich neben der bereits bekannten Veranstaltung „Forum Vini“, die jährlich im Herbst stattfindet, ein weiterer Event zu diesem Thema etablieren möchte. Der Hausherr des Olympiastadions, Wilfrid Spronk, hat bereits angekündigt, dass die Weinwelt auch 2006 im Olympiastadion ihre Zelte aufschlagen wird. Mit einer etwas besseren Beschilderung von der U-Bahn zu den Eingängen und einer noch breiteren Werbung bei den weniger eingefleischten Weintrinkern können wir uns auf eine Weinwelt im nächsten Jahr freuen, deren Besuch sich für jeden – Weinnovize oder Experte – lohnt.

Muss guter Wein teuer sein?
Das ist eine jeder Fragen, die wohl zu den hitzigsten Diskussionen führt. Dazu müsse erst geklärt werden, ab welcher Grenze „teuer“ beginnt. Derzeit gehen rund 37% der nach Deuschland importierten Weine (Frankreich, Italien, Spanien, Übersee usw.) für unter 1,50 Euro pro Liter über die Scannerkassen! Weine über 5,- Euro bringen es lediglich auf sieben bis acht Prozent der getrunkenen Weine in unserem Land. Die Frage, ob guter Wein teuer sein muss, soll an dieser Stelle nicht beantwortet oder gar in allen Facetten beleuchtet werden. Lassen wir es lieber bei einem Zitat unseres großen Dichters Johann Wolfgang von Goethe: „Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“.

© GASTjournalist

Links für weitere Informationen zum Artikel:

Website der Weinwelt München
Homepage von Marcus del Monego