Wein: Report

erstellt: 16. Mai 2005

Südafrika schafft den Sprung in die Weltspitze

Weine vom Kap der guten Hoffnung finden auch bei uns immer mehr Anhänger

München - Wer bei uns gern zu einem guten Glas Wein greift, entscheidet sich in der Mehrzahl für Produkte aus Italien, Frankreich oder Deutschland. Zu den Exoten, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, zählen Australien und Chile. Im Segment der Spitzenweine so gut wie nicht präsent, sind Erzeugnisse aus dem Süden Afrikas.

Junges Weinland
Im Vergleich zu den europäischen Weinerzeugern ist Südafrika - wie in vielen anderen Belangen auch - ein absolutes Entwicklungsland. Mitte des 17. Jahrhunderts wurden von niederländischen Söldnern die ersten Reben in der Nähe des heutigen Kapstadt gepflanzt. Zu dieser Zeit war Wein in Europa bereits seit gut zwei Jahrtausendenen bekannt und beliebt.
Lange, bis in die Mitte der 80er Jahre unserer Zeit, wurden in Südafrika Weinreben geringer Qualität kultiviert und aus den Trauben mehrheitlich Traubensaft und billige Weine für den Verschnitt mit anderen Erzeugnissen gewonnen. Mit den Ende der Apardheid-Politik wurde auch Wein aus dem eigenen Land zu einem Thema in Südafrika. Gerade die “Winelands”, das Gebiet östlich von Kapstadt rund um den charmanten Ort Stellenbosch, verfügen über ausgezeichnete Böden und ein perfektes Klima für den Anbau von Trauben erster Qualität. Viel Sonne tagsüber und kühle feuchte Nächte mit einer leichten Brise vom Meer sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von Frucht, Säure und Süße.

Steiniger Weg zur Spitze
Nach der Umorientierung einiger Weinbauern hin zu mehr Qualität statt Quantität wurden erste Versuche unternommen, Weine mit eigenen Charakter auf internationalem Niveau zu produzieren. Mehr und mehr floss auch ausländisches Kapital in die Weingüter, so dass Anbau, Kellertechnik und Know-How inzwischen absolut konkurrenzfähig sind. Beyers Truter, 30 Jahre lang verantwortlich für die Weine aus dem Hause Kanonkop, zählt zu den Pionieren guten Weines in Südafrika. Nicht zuletzt seinen Bemühungen ist es zu verdanken, dass heute in Südafrika ein Bewusstsein bezüglich Weinqualität herrscht. Trotz der Bemühungen und Erfolge vieler hochkarätiger Winemaker - so nennen sich die Kellermeister im Süden Afrikas - tifft man hierzulande meist auf Discountweine vom Kap. Eine Flasche Sauvignon Blanc beispielsweise, der für 2,99 Euro im Supermarktregal steht, kann nicht einmal als “easy dinking” durchgehen. Abgesehen von der Handelsspanne müssen Transport, Verpackung, Zoll und Logistik bezahlt werden. Kaum auszudenken, was da für den Wein übrigbleibt.
Währnd die Engländer und Niederländer - auch aus der Geschichte heraus - eine weit höhere Affinität zu südafrikanischen Weinen haben, fristen diese bei uns ein Schattendasein. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei den Gewächsen der ober Kategorie (Weißweine ab ca. 7,- Euro, Rotweine ab ca. 12,- Euro) meist deutlich attraktiver als das unserer europäischen Nachbarn. Weine aus Frankreich und Italien sind zum Teil bereits mehr Spekulationsware denn Genussmittel und so werden für diese Preise aufgerufen, die man getrost als Mondpreise bezeichnen kann. Sicher, die Qualität vieler dieser edlen Tropfen ist erstklassig und der Genuss der selbigen ein denkwürdiges Ereignis, doch können Weine aus Südafrika hier inzwischen locker mithalten. Nicht umsonst wurde vor ein paar Jahren ein Rotwein vom Gut Vergelegen zum besten Rotwein-Cuvee weltweit gewählt.

Weine für Kenner
Den ersten Schritt hin zu weißen und roten Rebensäften aus Südafrika machen viele Weinliebhaber im Rahmen eines Urlaubes in und um Kapstadt. Zählt diese Metropole nicht eh schon zu den schönsten Städten auf dem Globus, wird aus einem Glas Spitzenwein, genossen bei Sonnenuntergang auf dem Tafelberg eine Offenbarung. Und während manch einer den geliebten Wein aus Italien mitbringt und feststellen muss, dass dieser ganz und gar nicht so wie im Urlaub schmeckt, sind die Top-Weine vom Kap der guten Hoffnung auch hierzulande ein sinnliches Erlebnis.
Die Verfügbarkeit dieser Weine ist in Deutschland zum Teil noch sehr schlecht und es gibt nur wenige Händler, die ein breites Angebot an bester Südafrika-Qualität aufweisen können. Nicht zuletzt, da einige dieser Weine in so kleinen Mengen produziert werden, dass es jedes Jahr nur ein paar Kisten außer Landes schaffen.

Links für weitere Informationen zum Artikel:

wine.co.za
winelands.de