Golf: Event-Bericht

erstellt: 18. Januar 2006

Wenn Grüns plötzlich weiß sind

Beim 27. Engadiner Winter Golf Turnier in St. Moritz waren auch  drei Münchner Hobbygolfer am Start

Golf – so die landläufige Meinung – ist etwas für ältere, gut betuchte Menschen. In den letzten Jahren sind nicht nur zunehmend jüngere Damen und Herren auf den gut gepflegten Rasenflächen hierzulande aufgetaucht, auch der Nimbus des Unerschwinglichen beginnt bei dieser Sportart massiv zu bröckeln. Gut, dass es noch ein Refugium gibt, durch dessen enge Gassen weiterhin der Hauch der Exklusivität weht: St. Moritz!
Auf den Wegen und in den Hotelhallen, wo einst Gunther Sachs seinen legendären Ruf untermauerte und sich noch heute Stars und Sternchen elegant gewandet ein Stelldichein geben, wurden am letzten Wochenende Gruppen – überwiegend schwarz gekleideter – ausgelassener und auf den ersten Blick erschreckend normaler Menschen gesichtet. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn über die Schultern hatten sich die dick gewandeten Gestalten mehrheitlich Golfbags geschwungen. Golf im Winter? Golf in St. Moritz? Golf im Winter in St. Moritz? Nichts ist verrückt genug, als dass es der bekannte Jet-Set-Ort im Engadin nicht auf die Beine stellen würde. Pferderennen auf dem zugefroren See, Polo im weißen Element und Golf mit gewalzten Schneeflächen anstelle von kurz geschnittenem Rasen sowie „Whites“ statt Grüns rund um die Löcher.

Vor 27 Jahren bereits haben die Schweizer den ersten 9-Loch-Wintergolfplatz im Schnee angelegt. Damals wurde noch auf dem St. Moritzer See, in Sichtweite von Palace- und Carlton-Hotel abgeschlagen und geputtet. Heute ziehen sich die Spielbahnen rund um den nahe gelegenen Silvaplanasee und auch auf die Tragfähigkeit des Eises möchte man sich nicht mehr verlassen.
Trotzdem kämpften am Freitag und Samstag insgesamt 85 Turnierteilnehmer in verschiedenen Gruppen um den Sieg. Dass die Mehrzahl davon das gleiche – schwarze – Outfit trug ist ebenso dem Hauptsponsor „Chivas“ zuzuschreiben, wie die Anwesenheit des weltbekannten Turniergolfers Sandy Lyle. Da es sich dabei um eine große, schottische Whisky-Firma handelt, standen bei strahlendem Sonnenschein und zum Teil eisigen Temperaturen zudem ausreichend wärmende Getränke parat.

Mit Teilnehmern aus 14 Nationen – Bayern nicht separat gerechnet – verzeichnet die Veranstaltung einen neuen Rekord und zeigt damit, dass auch nach über einem viertel Jahrhundert die Idee des Schneegolfens noch neue Freunde gewinnt. Und das sind nicht unbedingt ältere, gut betuchte Spaziergänger, die ab und zu auf einen kleinen Ball schlagen – der übrigens beim Schneegolf orange statt weiß ist.

Florian Gast

 

Links für weitere Informationen:

Fotos von den Teilnehmern (nur für private Zwecke!)